Eine wichtige Anmerkung vorneweg: Weil dieses Blog öffentlich ist, zeige ich hier keine Bilder von Teilnehmern der Veranstaltung. Es werden auch keine Teilnehmernamen genannt.
Schönau/Südwestpfalz – Vom 3. bis 5. August 2018 hatte ich ein weiteres Mal an einem Rollstuhl-Mobilitätskurs in der Bildungs- und Freizeitstätte Heilsbach teilgenommen. Die Heilsbach, wie man kurz sagt, ist eine sehr idyllisch gelegene Anlage im Süden des Pfälzer Waldes unweit der Grenze zum Elsass. Die Ruhe und Abgeschiedenheit dieses Ortes lassen einen schnell der Hektik des Alltags entfliehen.
Die Einrichtung des Bistums Speyer hat einiges zu bieten: Neben barrierefreien Zimmern (siehe das Gebäude im Bild oben) steht ein heller freundlicher Speisesaal, ein Kapelle, diverse Gruppenräume, eine große Turnhalle, Sportanlagen, Kinderspielplätze und, was im Sommer besonders angenehm ist, ein großes behindertengerechtes Schwimmbecken und eine Kneippanlage zur Verfügung. Das alles befindet sich auf einem großzügigen Areal im Wald. Auf den Teichen blühen Seerosen und im Wasser kann man Fische und Frösche beobachten. Der ideale Platz zum Entschleunigen und Entspannen.
Der Rehafachhandel Rehability in Heidelberg veranstaltet an diesem wunderschönen Ort jährlich 6 bis 8 Mobilitätskurse, deren Ziel es ist, Rollstuhlfahrern einen sicheren Umgang mit ihrem Gefährt zu ermöglichen und Produkte rund um den Rollstuhl kennenzulernen und auszuprobieren. Es werden grundlegende Fahrtechniken erlernt und wie man auch mit kniffligen Situationen fertig wird um, den eigenen Möglichkeiten entsprechend, weitgehendst selbständig mit dem Rollstuhl fahren zu können. Bordsteinkanten und kleine Rampen, mäßige Steigungen und Gefälle, sowie Türen die zu öffnen sind, sollen danach keine unüberwindbaren Hindernisse mehr sein. Auch die individuelle Beratung, so gewünscht, kommt hier nicht zu kurz.
Für mich ist es dritte Mal gewesen, dass ich hier war. Es war das erste Mal im Sommer und zu meiner großen Freude hat mich dieses Mal auch meine Frau begleitet, so dass wir die Tage gemeinsam erleben und auch genießen konnten. Im Vorfeld ist es natürlich immer spannend, wem man hier begegnen wird, welche Behinderungen und Krankheiten haben die anderen Teilnehmer. Wird es interessante Begegnungen und Gespräche geben. Die Vielfalt war auch diesmal wieder gegeben; neben Teilnehmern mit Querschnittslähmung waren einige an Multipler Sklerose erkrankte, ein Teilnehmer hatte vor Jahren einen Schlaganfall erlitten, und was ich kaum für möglich gehalten hatte, es waren noch vier weitere Teilnehmer, die wie ich von der sehr seltenen Krankheit HSP (Hereditäre Spastische Spinalparalyse) betroffen waren. Für mich ist das ein Glücksfall, denn endlich habe ich über diesen Kurs hinaus Kontakte zu Menschen, denen es ähnlich geht wie mir.
Wie bei allen Kursen, die ich bisher erleben konnte, wurde viel gelacht. Zu erleben wie andere Teilnehmer ihr Leben im Rollstuhl meistern, macht wiederum anderen Mut, die mit ihren eigenen Erfahrungen noch am Anfang stehen. Und so nimmt jeder von diesem kollektiven Erleben etwas mit, so unterschiedlich am Ende auch die erlernten Fähigkeiten der einzelnen sein mögen. Auch für begleitende Angehörige ist das Mobilitätstraining eine wertvolle Erfahrung, die den familiären Zusammenhalt stärkt. So geht schließlich jeder gestärkt und mit mehr Selbstbewusstsein in seinen Alltag zurück. Das ist es was am Ende zählt.
Dieses Mal hatte wir gemeinsam von der Bildungsstätte aus eine kleinen Ausflug durch den Wald zum Holzsteg über das Königsbruch unternommen. Der Steg führt über das breite unwegsame Tal des Saarbaches, eine wunderschöne Wiesenlandschaft. Diese Ausfahrt war für alle Teilnehmer eine gute Gelegenheit, vieles von dem Erlernten gemeinsam in die Tat umzusetzen. Zuvor haben meine Frau und ich diesen Steg bereits zwei Mal aufgesucht um die noch angenehmen Temperaturen und die frische Luft am Morgen zu genießen. Neben dem Steg standen Apfelbäume und Brombeersträucher und eine Ziegen- und Schafherde begrüßte uns dabei jedes Mal vielstimmig und lautstark. – Naturgenuss pur für die Sinne.
So war es auch für mich zusammen mit meiner Frau wieder eine schöne gemeinsame Zeit mit wertvollen Begegnungen und und in angenehmer Erinnerung bleibenden Erlebnissen. Das Baden im Schwimmbad und die Abkühlung im Kneippbecken waren für uns beide eine willkommene Abwechslung in diesem heißen und trockenen Sommer. Bleibt mir eigentlich nur noch, dem Team um Thomas Weinsheimer für die schönen Tage in der Südwestpfalz zu danken, und auch den übrigen Teilnehmern für das fröhliche Miteinander und den Gedanken- und Erfahrungsaustausch am Rande.
Links:
Rehability Reha-Fachhandel
Bildungs- und Freizeitstätte Heilsbach